Sei ein Mensch

Kirche in WDR2 | 20.02.2024 | 00:00 Uhr

Sei ein Mensch.

Das gab ihm sein Vater mit.

Sei ein Mensch.

Als der Sportmoderator und

Publizist Marcel Reif am 31.01.2024 im Bundestag zur Gedenkstunde der Opfer des

deutschen Nationalsozialsismus spricht, berührt er die Zuhörer tief.

Marcel Reif erzählt von seiner

glücklichen Kindheit mit einem Vater, der nie auch nur Etwas aus seiner Erfahrung

als Opfer des Holocaust erzählte. Nichts von Flucht, Lager, unvorstellbarem

Grauen. Nichts von Unmenschlichkeit.

Nichts davon konnte der Vater

sagen. Und doch – so resümiert Reif – war seine Botschaft an seinen Sohn als

Kind, Jugendlicher, Vater und Bürger klar und eindeutig:

Sei ein Mensch!

Sei ein Mensch!

Sagt der, der die

Unmenschlichkeit, der Menschenverachtung und Mordlust an Leib und Seele erlebt

hat. Rasend glühend, eiskalt berechnend – böse. Sie tötet alles. Alles, was nicht mit ihr identisch ist. Nicht

deutsch, nicht weiß, nicht gesund, nicht national.

Sei ein Mensch.

Sagt der, der die Teufelsfratze

kennt, die in jedem Gesicht wohnt, das das Böse mehr liebt, als das Gute.

Sei ein Mensch – der oder die sich

für das jeweilige Gute entscheidet.

Kein Christ soll sagen, er oder

sie wisse nicht, was das sei. Das jeweilige Gute.

«Es ist dir gesagt. Mensch, was

gut ist und was der Herr von dir fordert, nämich Gottes Wort halten und Liebe

üben und demütig sein vor deinem Gott» (Micha 6,8)

Als deutscher Bürger gilt: «Die

Würde des Menschen ist unantastbar.»

Die eines jeden Menschen, nicht

nur des Deutschen.

Unterschiede sind gottgewollt.

Unterschiede ermöglichen Leben. Unterschiede ermöglichen Identität.

Sei ein Mensch! Unter

verschiedenen Menschen.

Die Brüder und Schwestern zu

lieben, ist nicht das Problem. Weiß Jesus.

Die Feinde.

Die Anderen.

Lieben ist wohl viel verlangt.

Den anderen anders Mensch sein

lassen, ist doch mehr als ein Anfang.

In Gottes Namen: Sei ein

Mensch.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 20.2.2024
  • Jönk Schnitzius
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