Engel der Kulturen

Kirche in WDR3 | 05.03.2024 | 00:00 Uhr

Autorin: Guten Morgen. Das Rad rollt. Das Rad der Religionen ist 1,50 Meter

groß und silbrig glänzend. Der jüdische Davidstern, das christliche Kreuz und der

islamische Halbmond ragen in sein Inneres hinein. Seit 2008 rollt das Rad der

Religionen durch Deutschland und durch Europa. So ist es auch schon mehrmals in

Leverkusen unterwegs gewesen. Einmal sogar bei uns in der

Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in der Eingangshalle. Am Eingang zu unserem

Friedenspark in Leverkusen-Rheindorf liegt ein Bodenbild vom Rad der

Religionen. Und wenn man den Innenteil dieses Rades mit Davidsstern, Halbmond

und Kreuz in Ruhe betrachtet, dann lässt sich ein Engel erkennen. Er wird der

Engel der Kulturen genannt.

Als das Rad der Religionen vor zwölf Jahren durch

Brüssel rollte, haben wir es dort mit Schülerinnen und Schülern unserer Schule begleitet.

Ein Junge, damals dreizehn Jahre alt, rollte das Rad für einen kurzen Moment

ganz allein den kleinen Hügel hoch zum Europäischen Parlament. Hinterher sagte

er aufgeregt zu mir: „Ich habe es ganz allein geschafft, haben Sie es gesehen?“

So wie dem Jungen geht es vielen Menschen: Sie rollen

mit, bewegen das Rad, und sie werden bewegt in der Begegnung mit ihm. So sagen

Schülerinnen über das Rad der Religionen:

O-Ton

Dina: „Der

Ring mit seiner Schönheit soll uns erinnern, dass wir zusammen stärker sind,

und dass Vielfalt schön ist.“

O-Ton

Yasmin: „Auch

wenn es unterschiedliche Kulturen und Religionen gibt, kann das Zusammenleben

friedlich sein und funktionieren. Wir können Unterschiede akzeptieren. Und wir

müssen keine Vorurteile weitertragen.“

Autorin: Ich frage mich: Wie viele von Ihnen, die Sie jetzt

gerade zuhören, sind wohl schon mit dem Rad der Religionen in Kontakt gekommen?

Am

23. April wird es durch Düsseldorf zum Nordrhein-Westfälischen Landtag rollen.

Denn dort wird zum ersten Mal die Skulptur ‚Friedenssäule für Jerusalem‘

öffentlich ausgestellt. 144 kleine Platten mit dem Bild vom Engel der Kulturen aus

dem Rad der Religionen bilden übereinandergestapelt die inzwischen drei Meter

hohe Friedenssäule für Jerusalem. Eigentlich sollte diese Friedenssäule nach

Jerusalem gebracht werden. Schon vor einigen Jahren. Nun wird sie erst einmal

hier aufgestellt.

Im

palästinensischen Westjordanland ist bereits vor zehn Jahren in dem

Friedenscamp ‚Tent of Nations‘ ein großes LandArt-Projekt vom Engel der

Kulturen entstanden. Freiwillige haben dort das Kunstwerk aus vielen Steinen

und mit einem Durchmesser von 30 Metern nachgebaut. Das Motto ihrer

Friedensarbeit: ‚Wir weigern uns Feinde zu sein.‘ Das Grundstück gehört der

christlich-palästinensischen Familie Nasser, und in ruhigeren Zeiten besuchen es

täglich Menschen aller Religionen und Nationalitäten.

‚Wir

weigern uns, Feinde zu sein‘. Ein gutes Motto, dem auch das Künstlerpaar Carmen

Dietrich und Gregor Merten gerne folgt – sie haben das Rad der Religionen

erschaffen. Und dieses Motto macht auch mir immer wieder Mut.

Vom

23. April bis Ende Juni steht die Friedenssäule für Jerusalem in Düsseldorf, für

alle sichtbar. Und zeigt, in wie vielen Städten sich Menschen an Aktionen mit

dem Rad der Religionen – dem Engel der Kulturen – bereits beteiligt haben. Sie

alle verbindet ihre Hoffnung auf Frieden. Welches Glück, dass wir die Säule für

einige Zeit in Düsseldorf sehen können, denn wir brauchen auch hier ein starkes

Zeichen für unsere Hoffnung.

Meint Gerlinde Anders,

Schulpfarrerin in Leverkusen.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63464_WDR35240305Anders.mp3

  • 5.3.2024
  • Gerlinde Anders
  • © Carmen Dietrich, Gregor Merten/Engel der Kulturen
Downloads