Durchheiterung

Kirche in WDR3 | 04.03.2024 | 00:00 Uhr

Autorin: Guten Morgen. Frage: „Was denken Sie über den Tod?“ Antwort: „Er

käme mir sehr ungelegen.“ Von Loriot könnte das sein, ich weiß es aber nicht. Der

Tod kommt meist ungelegen. Wie viele andere Dinge, die ich einfach nicht ändern

kann. Ich versuche sie mit Humor zu nehmen. „Humor ist, wenn man trotzdem

lacht.“, heißt es ja. Trotzdem lachen bedeutet für mich: Ich kenne das Problem

genau. Und ich kann an dieser Situation nichts ändern. Ich kann nichts dran

ändern, dass ich älter werde. Oder dass ich manchmal Aufgaben übernehmen muss, die

ich nicht übernehmen will. Aber Trübsinnigkeit hilft da auch nicht. Zumindest

mir persönlich hilft der Humor Er macht mich ein bisschen gelassener. Und das

hilft mir, mich nicht unterkriegen zu lassen von einer schwierigen Situation.

Und

mir helfen auch Geschichten von Leuten, die sich nicht unterkriegen lassen. Da

ist zum Beispiel einer, der ist klein und leidet darunter. Auch sein Job ist

keiner, für den man ihn bewundert. Selbst sein sehnlichster Wunsch, den

prominenten Wanderprediger Jesus einmal zu sehen, scheint nur schwer erfüllbar.

Die anderen Leute überragen ihn und bis in die erste Reihe dringt er nicht vor.

Kann er nicht ändern, oder? Da hat er einen Geistesblitz und klettert auf einen

Baum. Eine Form von verzweifeltem Humor. Ist ihm aber ganz egal, ob er sich

damit lächerlich macht. Zachäus, so heißt der Mann, hat Glück. Jesus sieht ihn

und lädt sich selbst bei ihm ein. Ein Wendepunkt für Zachäus in seinem

festgefahrenen Leben.

Der

Philosoph Aristoteles meinte einmal: „Wir können den Wind nicht ändern, aber

die Segel anders setzen.“ Ja, der Wind des Lebens bläst mir manchmal voll ins

Gesicht. Der Wind des Lebens droht manchmal, mich von meinem Kurs abzubringen. Sinnige

Sprüche, gute Geschichten und Humor helfen mir dazu, den Kopf oben zu halten

und mich nicht lähmen zu lassen.

In

meine Schatzkiste guter Sprüche und Geschichten ist unsere Weihnachtspost vom

vergangenen Jahr gewandert. Da war diesmal unheimlich viel Gutes dabei. Das

trägt mich auch jetzt noch. Zum Beispiel ein Gedicht von Susanne Niemeyer (1):

Fürchtet

euch nicht

Heute

ist euch die Hoffnung geboren

Lasst

die Neunmalklugen reden

Setzt

auf ein Wunder

Traut

einem Traum

Singt

euer Lied

Die

Engel singen mit

Wenn

ich an mit mir gemeinsam singende Engel denke, muss ich lächeln.

Der

Schriftsteller Thomas Mann musste vor den Nationalsozialisten nach Amerika

flüchten. Er schrieb einmal:

Sprecher: „Um

genießbar zu sein, bedarf die Geschichte der Durchheiterung, und dazu bedarf es

der Heiterkeit. Aber die ist mir bisher ja auch in schlimmeren Zeiten nicht

ausgegangen“ (2)

Autorin: ‚Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten‘ ist der

Titel eines Buches von Axel Hacke. Und der schreibt darin über Thomas Mann:

Sprecher: „Für

Mann war Heiterkeit eine Art Gegengift gegen die Nazis, ja, im Grunde gegen

jede Art von Unterdrückung und Entmenschung. Er behauptete sie als Haltung in

ihrer Helligkeit gegen den Terror und den Fanatismus seiner Zeit.“ (3)

Autorin: „Durchheiterung“. Manchmal helfen mir gute Worte wie

das Wort „Durchheiterung“. Und manchmal kleine Gags. „Was denken Sie über den

Tod?“ Antwort: „Er käme mir sehr ungelegen.“

Einen guten Start in die

Woche wünscht Ihnen

Pfarrerin Gerlinde Anders aus

Leverkusen.

Quellen:

1 https://www.sinnobjekte.de/weihnachtskarte-weihnachtsengel.html

2 Hacke,

Axel, Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns

der Ernst des Lebens sein sollte, Köln, DuMont Buchverlag, 2. Auflage 2023, S.

166.

3 Ebd.

S. 170.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63463_WDR35240304Anders.mp3

  • 4.3.2024
  • Gerlinde Anders
  • © CCO Pixabay
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