Das ist der Mensch. Auch: Impulskontrollstörung, Borderline, dizzosiale Persönlichkeitsstruktur
und natürlich gewaltbereit.
Testo. Die wahrscheinlich schmutzigste Serie im
öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
Fünf Gangster im Freigang überfallen eine Bank
und nehmen sechs Geiseln: drei Männer und drei Frauen.
Zwei von ihnen werden ermordet.
Eine Geisel wird erschossen, weil er nervt. Von
wegen mangelnde Impulskontrolle.
Die zweite
– die Filialleiterin hat sich – weil sterbenskrebskrank –für eine Erschießung
angeboten – falls nötig.
Das ist alles schnell, laut, dreckig und brutal. Ok.
Was soll das? Unterhaltung. Gute, wie ich
finde.
Die Sache ist auch zwischendurch so abstrus, das
sie wieder witzig ist.
Erst einmal muss ich sagen, worum es mir nicht
geht:
Am Ende heißt es bei mir nicht: Das sind doch
auch nur Menschen. Es sind Täter, die sowohl morden als auch Minuten später mit
dem eigenen Sohn Fussball spielen. Wie kommt er zum Tatort – zu der
überfallenen Bank – mit dem Taxi.
Es sind Täter, die die Geisel, die Vater ist,
freilassen und Vater und Kind zuwinken, als sie zum Erstaunen des Sondereinsatzkommandos von dannen ziehen.
Was ich sagen will: Das sind Menschen. Nicht
auch. Und schon mal gar nicht: nur. Das
sind Menschen. Die sich für das Böse entscheiden und einer sinnvollen Strafe
würdig sind.
Klingt banal. Ist es nicht.
In Zeiten von Überkomplexiät ist es ausgesprochen
herausfordernd die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Wirklichkeiten
auszuhalten.
Das Sowohl als Auch – auszuhalten.
In der Welt und in mir.
Die Uneindeutigkeit.
Bei der gleichzeitigen Notwendigkeit zur
Eindeutigkeit in der Bewertung von Gut und Böse.
Die alte Unterscheidung zwischen Person und Tat, die
wir Evangelischen uns ja in besonderer Weise zueigen machen, geht im Meer der
Mehrdeutigkeiten ja schon mal unter. Dann wird aus dem Kevin, Heinz oder
Achmed, die gemordet haben, der Mörder. Sie verlieren quasi ihren Namen und
heissen nur noch Mörder.
Als Christ glaube ich, dass jede und jeder mehr
ist, als das, was er oder sie tut.
Als Christ glaube ich, dass die Geschichte noch
nicht zu Ende ist.
Meine auch nicht.
Gott sei Dank.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63363_WDR2240219Schnitzius.mp3