Ein paar Plakate. Ein paar Flyer. Auf sich aufmerksam
machen. Als ich durch die Straßen laufe, um Werbung für eine Lesung zu machen, überlege
ich, was es bedeutet, gesehen zu werden. Brauche ich besonders bunte und
knallige Farben? Nicht ohne Grund gibt es viele Arbeitsbereiche, die sich nur
mit diesem Thema beschäftigen.
Und auf der Straße? Im echten Leben. Ich schaue mich
um. Eine Frau mit einem Coffee to go geht um den Block. Was bringt sie dazu,
wirklich anzuhalten und sich mein Plakat anzusehen? Sie wird doch von allen
Seiten angeschrien, egal wo sie hingeht. Sie kommt vorbei an einem Kiosk, einem
Friseur und einem China-Restaurant.
Mein Plakat sieht sie nicht. Wahrscheinlich, weil sie
andere Dinge im Kopf hat. Später trifft sie sich aber vielleicht mit Freunden
auf ein Bier. „Alles klar, was geht bei euch nächstes Wochenende?“. „Bin bei
ner Lesung“, hört sie von der anderen Seite des Tisches. „Ich hab‘ da heute
so`n Plakat gesehen. Klang gut. Geh ich hin.“ Und so kommt an meinem Plakat an
diesem Abend dann doch keiner mehr vorbei. Ich werde gesehen.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin
Julia-Rebecca Riedel
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