Das Gewissen - ein ständiger Begleiter

Kirche in WDR3 | 05.04.2024 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Die Vorwürfe, die

gegen ihn erhoben werden, haben es in sich: Unruhestiftung, versuchte Schändung

eines Heiligtums, Anstachelung zum Aufruhr. Außerdem soll er Rädelsführer einer

verbotenen Sekte sein. Der Apostel Paulus steht in Jerusalem vor Gericht. 2000

Jahre ist das her. Ihm wird die Gelegenheit zur Verteidigung gegeben. Paulus

plädiert auf nicht schuldig. Ihm sei nichts vorzuwerfen. Er bekennt sich lediglich

dazu, Anhänger der Jesusbewegung zu sein. Diese aber stehe auf dem Boden der

Heiligen Schriften, betont Paulus. Und so setze er seine Hoffnung auf den Gott

Israels, um dann zu sagen: „Aus diesem Grund bemühe ich mich auch, immer ein

reines Gewissen zu haben – vor Gott und vor den Menschen.“ (1)

Paulus beruft

sich auf sein Gewissen. Heute, am "Internationalen Tag des Gewissens“

frage ich mich: Was ist das eigentlich – das Gewissen? Für mich ist es eine Instanz, die in mir schlummert, und die sich

immer wieder in Erinnerung bringt. Das Gewissen meldet sich besonders gern in

Momenten, wenn ich das Gefühl habe: Da habe ich einen großen Fehler gemacht.

Ich bin nicht meinem inneren Kompass gefolgt. Nicht dem, was ich eigentlich

richtig finde. Dann stellt sich ein Schuldgefühl ein oder auch Scham. Das schlechte

Gewissen kann einen plagen oder sogar beißen, wenn ich das Wort

„Gewissensbisse“ ernst nehme. Und es kann mich in Nöte führen – Gewissensnöte.

Trotzdem möchte ich mein Gewissen nicht missen. Es hat nicht immer Recht,

manchmal kämpfen auch in meinem Gewissen unterschiedliche Stimmen. Aber mein

Gewissen hilft mir, diese innere Zwiesprache zuzulassen, nochmal genauer

hinzusehen, und dann vielleicht auch Fehler einzuräumen.

Was passiert,

wenn Gewissenlosigkeit um sich greift, können wir täglich in den Nachrichten

verfolgen. Gewissenloses Handeln gefährdet das Leben auf unserer Erde und unser

Miteinander. Der heutige „Internationale Tag des Gewissens“ appelliert an jeden

Einzelnen, jede Einzelne, auf das eigene Gewissen zu achten. Und so soll dieser

Tag dem friedlichen Miteinander, der Menschlichkeit und dem Schutz unseres

Planeten dienen. Wie gut, wenn sich unser Gewissen nicht nur im Blick auf

menschliches Miteinander meldet, sondern auch im Blick auf die Bewahrung der

Schöpfung. Unsere Erde verträgt unseren Lebensstil auf Dauer nicht. Unser

Gewissen kann uns motivieren, Dinge zu verändern.

„Ich bemühe

mich, immer ein reines Gewissen zu haben“, sagt der Apostel Paulus. Das ist ein

hoher, vielleicht auch ein zu hoher Anspruch. Aber Paulus erinnert mich daran,

was nötig ist für ein gutes Gewissen: nämlich mit Gott, meinen Mitmenschen und

meiner Mitwelt in einer friedlichen Balance zu leben. Wie Paulus kann ich mich um ein gutes Gewissen

bemühen. Ich werde dabei mal mehr und mal weniger Erfolg haben. Und wie Paulus

hoffe ich, dass sich nicht an der Reinheit meines Gewissens entscheidet, wie

Gott zu mir steht.

Gott liebt mich auch dann, wenn ich kein gutes Gewissen

habe. Aber Gott traut mir zu, dass ich mit Hilfe meines Gewissens einmal

eingeschlagene Pfade auch wieder verlassen und neue, bessere Wege finden kann.

(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5:)

Es grüßt Sie, Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus

Detmold.

Quellen:

(1)

Apostelgeschichte 24,16 – BasisBibel.

Redaktion:

Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63617_WDR35240405Arends.mp3

  • 5.4.2024
  • Dietmar Arends
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