Kennt ihr Elmo? Die kleine rote Plüschpuppe aus der
Sesamstraße?
Ende Januar fragt Elmo auf dem Twitternachfolger X,
wie es denn allen so geht.
Mehr als 200 Millionen Menschen klicken den Beitrag
und Tausende bekennen, dass sie erschöpft, traurig, mutlos, müde sind. Sogar
US-Präsident Joe Biden postet eine Antwort.
Auch eine Studie zur Zuversicht in Deutschland zeigt:
Die Menschen hierzulande sind aktuell in
Hoffnungslosigkeit gefangen.
Nach der Coronapandemie folgen Schlag auf Schlag Ukrainekrieg,
Gazakrieg, Klimakatastrophe, dazu Inflation, Mietpreise, Heizkosten.
Viele hierzulande fühlen sich ohnmächtig und
orientierungslos, glauben nicht mehr daran, selbst aus der Krise herauskommen
zu können.
Eine bekannte Krisenreaktion ist das Abtauchen. Die
Flucht in die kleine, bekannte heimatliche Welt, die eigenen vier Wände, das
Hobby. Leider nimmt man sich damit auch die letzten Gestaltungsmöglichkeiten,
oder?
Eine andere Krisenreaktion ist der Ruf nach starken
Führungspersonen: Mystischen Supermenschen wie Elon Musk oder autoritär
agierenden Anführern wie Putin, Trump, Erdo?an oder den Laut-Sprechern der AfD
wird zugetraut, ein paar einfache Lösungen zu finden.
Zukunftsforschende wie der Mediziner Dr. Thomas Esch
von der Uni Herdecke haben einen besseren Vorschlag.
Auch wenn das Leben gerade wehtut, soll man sich immer
wieder fragen: Wofür stehst du auf? Wer oder was ist dir wichtig? Wo fühlst du
dich zu Hause? Was läuft da für Musik? Wie klingt es, wie riecht es dort? Mit
welchen Menschen fühlst du dich verbunden? Wenn du das herausgefunden hast,
dann gib diesen Sachen Raum. Finde Gründe, warum du morgens aufstehst. Finde
deine Heimat, schöpfe aus ihr Kraft. Und vor allem: Verbinde dich mit anderen. Sich
zugehörig fühlen, in Gemeinschaft leben, das hilft.
Warum gerade eine Stoffpuppe aus der Sesamstraße so
eine überwältigende Reaktion hervorruft?
Der Mediziner Dr. Esch sagt: „Dieses Stoffwesen Elmo
liebt uns. Es stellt uns nicht infrage, es liebt uns bedingungslos. Wir können
uns von der Liebe nehmen, was wir wollen, müssen nichts bezahlen, nichts
erklären, nichts hinterfragen. Und: Nostalgie. Fühlen wir uns zu Hause, fühlen
wir weniger Schmerz.“
Ein Gefühl, das wir Christinnen und Christen
eigentlich kennen:
„Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes.“
Schreibt Paulus.
Ja – die Krisen unserer Zeit sind bedrängend. Und es
wird schwer sein, sie zu lösen. Aber wenn ich weiß, wo ich hingehöre, wenn da
einer ist, der mich kennt und liebt, dann kann ich aufstehen. Jeden Tag.
Quelle: https://www.spiegel.de/psychologie/kriege-inflation-klimakatastrophe-gluecksforscher-ueber-weltschmerz-und-zuversicht-a-901e7553-73d7-4590-a47e-2bd3ed763056
, zuletzt abgerufen am 03.03.24 um 17.20h
Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus
Reinmuth
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63580_WDR2240319Koehler.mp3