Plötzlich steht Wasser im Keller, dabei hat es gar nicht geregnet. Wo
kommt das her? Ist ein Rohr gebrochen? Dann stellt sich heraus: Das Wasser
kommt aus dem Heizungskeller. Irgendwo ist ein Leck. Der Monteur eröffnet uns
am nächsten Morgen: Der Warmwasserboiler ist defekt. Das Ersatzteil braucht ein
paar Tage, bis es da ist. Schöne Bescherung. Plötzlich haben wir kein warmes
Wasser mehr. Nicht für ein paar Stunden, sondern für ein paar Tage. Und mir
dämmert: morgens, ohne warme Dusche, das wird hart.
Am ersten Morgen gehe ich das offensiv an. Kalte Dusche. Wenn all die
Gesundheitsfanatiker das schaffen, warum nicht auch ich. Um es vorwegzunehmen:
Ich habe es nur einmal gemacht. Wir sind also mal ins Schwimmbad gefahren und
mal haben wir abends bei Freunden vorbeigeschaut. – Und ich denke so: Wie schön
das ist, fließendes warmes Wasser zu haben! Für wie normal ich das halte, wie
selbstverständlich. Aber wehe, wenn es fehlt.
In derselben Woche erzählt eine Freundin in der Nachbarschaft, dass an
der Grundschule in der Nachmittagsbetreuung der eine Erzieher fehlt. Niklas ist
krank, schon seit zwei Wochen. Die Kinder kommen anders nach Hause als sonst.
Klar, die anderen Betreuerinnen und Betreuer sind da, ein paar ältere
Jugendliche helfen mit wie immer, aber irgendwie ist es nicht dasselbe. Und was
ist dann anders? frage ich. Schwer zu sagen. Niklas motiviert die Kinder, er
hat immer Ideen, er sorgt für eine gute Stimmung, sagt unsere Freundin. Am
Montag soll er wieder da sein. – Und ich denke: Das gibt’s wohl auch unter
Menschen. Wenn nur einer fehlt, der sonst immer da ist, ganz
selbstverständlich, dann ist plötzlich alles anders.
Die Erkenntnis der Woche: Nichts ist selbstverständlich. Ich kann dankbar
sein für fließendes warmes Wasser, für alle, die jeden Tag in der Schule
arbeiten, dafür dass ich in der Frühlingssonne spazieren gehen kann ohne jede
Hilfe auf den eigenen Beinen, dafür dass an so vielen Orten andere einfach ihren
Job machen, als wäre das selbstverständlich. Und dass am Montag bei uns der
Elektriker vorbeischaut, weil… aber das ist eine andere Geschichte.
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan
hat“, so betet jemand in einem Psalm in der Bibel. So will ich auch danken aus
vollem Herzen für die einfachen, ganz normalen Dinge, die sich überhaupt nicht
von selbst verstehen. Danke!
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63585_WDR2240323Reinmuth.mp3