Bla, Bla, Bla

Kirche in WDR3 | 17.04.2024 | 00:00 Uhr

Guten Morgen,

heute ist Wieder so ein kurioser Tag, der “Bla,

bla, bla-Tag”. “Mensch, kannst Du nicht endlich mal den Rasen mähen? Der ist

schon so hoch, da musst du bald mit der Sense dran. Und außerdem endlich mal die

Gartenmöbel aus der Garage holen. Das wolltest du doch schon letzte Woche

machen.” Oder: “Jetzt geh halt endlich zum Arzt anstatt nur ständig zu

jammern.” “Bla, bla, bla”, denkt man sich, wenn jemand so an einen ranredet

oder sagt es auch laut. Nach dem Motto “Red´ du nur, ist mir grad wurscht”,

geht manche dieser Ansprachen zum rechten Ohr rein und zum linken wieder raus,

und es passiert nichts. Aber am “Bla, bla, bla-Tag”, also heute, soll das

anders sein. Heute ist der Tag, um all das endlich anzugehen, was man in den

Wochen zuvor trotz der mehr oder weniger freundlichen Erinnerungen hat liegen lassen.

Also, der Rasen wird gemäht, die Terrasse startklar für den Frühling gemacht

und Arzttermine vereinbart. Auf die Idee ist ein Ehepaar in den USA gekommen,

Ruth und Tom Roy, die noch viel mehr kuriose Feiertage ins Leben gerufen haben.

Sie möchten damit einen Beitrag leisten zu einem menschlicheren Miteinander.

Seit 2006 nun also auch der “Bla, bla, Bla-Tag”, man könnte auch sagen: der Tag

des sinnlosen Redens, das wenigstens an diesem Tag doch noch einen Sinn

bekommen soll. Denn wenn ich mir überlege, wann ich schon mal mit einem „Bla,

bla, bla“ die Wünsche anderer an mich abgetan habe, dann waren die ja meist

durchaus berechtigt. Nur eben für mich grade nicht dran oder so eine unliebsame

Tätigkeit, dass ich sie gerne auf die lange Bank schiebe. Gut, wenn wenigstens

an einem Tag im Jahr manches davon doch noch erledigt wird. Und ich vielleicht

künftig doch mehr zuhöre und auf mein Gegenüber eingehe. In Deutschland gibt es

übrigens vergleichbare Tage zum “Bla, Bla, Bla-Tag”. Etwa den “Wettergesprächs-

und Small-Talk-Tag” am 8. Oktober. Das Verbindende? Auch da geht es um

vermeintlich sinnlose Gespräche. Ein typisch rheinisches Beispiel: “Und wie

isses?” – “Muss.” – “Gut!” Allemal nimmt man damit Kontakt auf zu jemandem und

sitzt nicht schweigend nebeneinander. Wie oft haben sich daraus schon regelrecht

tiefgründige Gespräche ergeben und intensive private oder dienstliche Kontakte.

Smalltalk ist wie jedes vermeintliche Bla, bla, bla Schmieröl für das

Miteinander im Alltag. Wetten, es würde Ihnen etwas fehlen ohne? Übrigens gibt

es neuerdings bei uns Plauderkassen in einem Supermarkt. Zu bestimmten Zeiten

öffnet eine Kasse, an der man sich bewusst Zeit lassen kann mit dem Einpacken

und ein Schwätzchen halten. Der kluge Prediger in der Bibel sagt nicht umsonst:

“Schweigen hat seine Zeit und Reden hat seine Zeit.“ (Prediger 3,7 Lutherbibel,

Rev. 1984) Es ist eben nicht immer Reden Silber und Schweigen Gold. Sprechenden

Menschen kann geholfen werden. Auch vermeintliches “Bla, bla” oder Small-Talk,

kann den Alltag bereichern. Manches Paar schweigt sich dadurch nicht nur einen

ganzen Tag lang an. Und mancher hat damit wenigstens einmal am Tag Kontakt zu

jemand anderem und kommt so aus der Einsamkeit heraus. In diesem Sinne wünsche

ich Ihnen heute einen erfolgreichen “Bla, bla, bla-Tag”.

(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5: )

Ihre Barbara Schwahn, Krefeld.

Quelle: https://www.kuriose-feiertage.de/blablabbla-tag/

(letzter Abruf

10.03.24)

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/neue-plauderkassen-in-kempen-100.html

(letzter Abruf 10.03.24)

Redaktion:

Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63755_WDR35240417Schwahn.mp3

  • 17.4.2024
  • Dr. Barbara Schwahn
  • © CCO Pixabay
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