Guten Morgen.
„Hast du am Sonntag Zeit, zum Kaffee rüberzukommen?“, frage ich meinen
immer so hilfsbereiten Nachbarn. „Haben wir dann schon Ostern?“, fragt er
zurück. „Nein, das ist erst Palmsonntag, die Woche vorher“, kläre ich ihn auf.
„Ach, ist das wieder so’n Tag der Blumenhändler?“, reagiert er verwundert. „Nee,
ist es nicht“, beruhige ich ihn.Es ist ein christlicher Hintergrund. Es
geschieht in Jerusalem zur Zeit Jesu Christi. Einige Tage vor dem Passahfest.
Dafür reisen die Menschen aus dem ganzen Land an. Man hat gehört, es kommt ein
besonderer Prophet. Auf einmal ruft einer: “Da kommt er!“ Die Menge gerät in
Bewegung. Alle wollen zum Stadttor, um ihn zu sehen. Er, das ist Jesus
Christus. Ihm geht der Ruf voraus: Dieser Mensch spricht von Gott, wie es noch
keiner vor ihm getan hat. Er kann Kranke heilen. Sogar ein totes Mädchen soll
er zum Leben erweckt haben. Diesen Mann wollen sie unbedingt sehen und erleben.
Hemmungslose Begeisterung erfasst alle. Palmzweige werden von den Bäumen
geschnitten und zu einem grünen Teppich auf die Straßen geworfen. Sie begrüßen
den einziehenden Jesus wie einen König. Sie jubeln ihm zu, weil sie in ihm den
lange erhofften Retter, den Friedensbringer des Volkes sehen, den Messias oder
Christus.
So sieht das aus, wenn man Feuer und Flamme ist für jemanden oder für
etwas. Man kann dann einfach nicht stillsitzen. Die Begeisterung muss
rausgelassen werden. Ich frage mich: Was begeistert mich – so richtig? Wann
hat’s mich mal richtig mitgerissen. Da fällt mir zum Beispiel ein Konzert ein.
Alles um mich herum ist nur noch Musik. Tanzen und Mitsingen, bis die Kehle
heiser ist. Alle sind total mitgerissen. Wir erleben in diesem Moment alle das
Gleiche. Wir brauchen Begeisterung ab und zu. Sie ist der Glanz im Alltag. Ein
Leben ohne sie wäre eintönig. Genauso erinnere ich mich gerne an die
Begeisterung, als ich frisch verliebt war. Alles an ihr erlebe ich faszinierend
und anziehend. Ich genieße jeden gemeinsamen Moment. Begeisterung von Kopf bis
Fuß. Doch auch ohne dass Liebe im Spiel ist, können mich andere Menschen
begeistern. Da hat jemand eine tolle Ausstrahlung und die Gabe, mich
mitzuziehen und für eine gute Sache zu gewinnen. Etwas von diesen Gefühlen muss
damals, an jenem Palmsonntag, in der Luft gelegen haben, als Jesus Christus in
Jerusalem einzog. Die jubelnde Menge ruft ihm zu: „Hosianna!“ Das heißt
übersetzt: „Hilf doch!“
Dieser hoffnungsvolle Ruf passt für mich auch heute zu Palmsonntag. Ich
hoffe gemeinsam mit vielen Menschen, dass der Krieg in der Ukraine endlich ein
Ende findet. Ebenso an den zahlreichen Brennpunkten dieser Welt. Ich warte
darauf, dass es auch bei uns gerechter zugeht und tue mein Bestes dafür. Ich
wäre begeistert, wenn jemand kommt, der weiß, wie wir gemeinsam die vielen und
großen Probleme lösen. Hosianna, hilf doch, Jesus Christus! Hilf uns, zu
helfen. Ich glaube, dass in Christus die Kraft Gottes damals wie heute wirkt.
Die helfen und retten kann. Einen gesegneten Palmsonntag.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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