Osterlachen

Kirche in WDR3 | 01.04.2024 | 00:00 Uhr

Autor: Guten Morgen!

Und auch heute: Fröhliche Ostern!

In der kleinen bayerischen Stadt Friedberg wird der Pfarrer gestern im

Ostergottesdienst seine Predigt wahrscheinlich wieder damit begonnen haben,

dass er einen Witz erzählt hat. Er hat einmal gesagt: Niemand soll mit einem

traurigen Gesicht aus dem Ostergottesdienst nach Hause gehen. Und so bringt er

seine Gemeinde regelmäßig zu Ostern zum Lachen. Tatsächlich – und das ist kein

Aprilscherz – war das Osterlachen vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert

vielerorts verbreitet. Dabei versuchten die Pfarrer zu Ostern ihre Gemeinde zum

Lachen zu bringen, und erzählten deshalb Witze von der Kanzel – vielleicht

solche wie diesen, der darauf anspielt, dass Jesus nur drei Tage lang begraben

war, bevor er auferstanden ist:

Sprecherin: Als Jesus

am Kreuz gestorben ist, stellt Josef von Arimathäa sein eigenes Familiengrab

für das Begräbnis Jesu zur Verfügung. Am Abend kommt er nach Hause und versucht

seiner Frau beizubringen, dass die Familiengrabstätte belegt ist. Seine Frau

regt sich auf: „Josef, wie konntest du nur? Unser Grab! Wo sollen wir jetzt

bestattet werden?“ Josef antwortet: „Schatz, reg dich nicht auf! Es ist doch

nur übers Wochenende!“

Autor: Mit dem Lachen in

der Kirche zu Ostern wollte und will man der Osterfreude Raum schaffen. Es

erzählt davon, dass der Tod nicht Recht behält. Jesus Christus hat den Tod

überwunden, das Leben gewinnt.

In einem Psalm, der zu Ostern oft im Gottesdienst gelesen wird, heißt es: Dies ist der Tag,

den Gott, der HERR gemacht hat; heute wollen wir fröhlich jubeln und unsere

Freude haben. (1) Das

wünsche ich mir zu Ostern. Dass ich mich mit allen, die Ostern feiern, freuen

kann. Denn mehr Hoffnung als Ostern geht nicht! Ostern lässt mich hoffen, dass

auch für mich selbst und für die Menschen, die ich liebhabe, nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern das Leben.

Manchmal bleibt mir das Lachen im

Halse stecken und die Fröhlichkeit hat es schwer, zu mir durchzudringen. Was andere in der Nähe

und der Ferne erleiden müssen bedrückt mich oft zutiefst. Aber Ostern hilft

mir, die Hoffnung nicht zu verlieren. Ostern lässt mich auf Jesu Spuren immer

wieder neu die Kraft des Lebens spüren. Manchmal sieht es in dieser Welt so

aus, als wäre ewig Karfreitag. Und dann begegnet mir ein Mensch, ein Lied, ein

gutes Wort zur richtigen Zeit und richtet mich auf. Manchmal bringt mich jemand

zum Lachen – trotz allem. So fühlt sich Osterlachen kann – den Karfreitag noch

in den Knochen bricht sich das Leben neu Bahn. Mit dem Osterlachen wird so

geradezu der Tod ausgelacht. Für mich ist es zugleich eine Form des Protestes

angesichts des großen Leids, dem Menschen in dieser Welt ausgesetzt sind.

Lachen ist heilsam. Lachen befreit. Und das ist Ostern: Es

befreit: Lachen überschreitet Grenzen. Schweres verliert seine Herrschaft.

Der Kabarettist und Poet Hanns Dieter Hüsch hat es einmal so

ausgedrückt: „Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält? Weil

mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.“ (2)

Ein frohes und

gesegnetes Osterfest wünscht Ihnen Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus

Detmold.

Quellen:

(1)

Psalm 118,24 – Neue Genfer Übersetzung

(2) Hanns Dieter Hüsch / Uwe Seidel, Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für

Alletage, Düsseldorf, 10. Auflage 2007, S. 140.

Redaktion:

Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63613_WDR35240401Arends.mp3

  • 1.4.2024
  • Dietmar Arends
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