Kleiner Wurm - grosse Wirkung

Kirche in WDR3 | 02.04.2024 | 00:00 Uhr

Autor:

Guten Morgen!

Interessiert betrachtet

das Mädchen die kleine Raupe auf dem Blatt. Sie nimmt sie vorsichtig in die

Hand und beschließt, sie mit nach Hause zu nehmen. Dort setzt sie sie in eine

Schachtel, gibt ihr zu essen und schaut mehrmals täglich nach ihr. Geduldig und

gespannt beobachtet sie, wie die Raupe sich verändert. Sie spinnt sich in einen

Kokon ein. Und schließlich schlüpft daraus ein zarter Schmetterling. Dieses

Erlebnis wird sie ihr ganzes Leben nicht mehr loslassen. Sie wird später

leidenschaftliche Naturwissenschaftlerin: Maria Sibylla Merian. Heute ist ihr

Geburtstag. 1647 wird sie in Frankfurt am Main geboren.

Sprecherin: „Ich habe mich von Jugend an mit der Erforschung

der Insekten beschäftigt. Zunächst begann ich mit Seidenraupen in meiner

Geburtsstadt Frankfurt am Main. Danach stellte ich fest, dass sich aus anderen

Raupenarten viel schönere Tag- und Eulenfalter entwickelten als aus

Seidenraupen. Das veranlasste mich, alle Raupenarten zu sammeln, die ich finden konnte, um ihre Verwandlung

zu beobachten. Ich entzog mich deshalb aller menschlichen Gesellschaft und

beschäftigte mich mit diesen Untersuchungen.“ (1)

Autor: Insekten haben es Maria Sibylla Merian angetan. Sie ist

fasziniert von den unterschiedlichen Entwicklungsstadien von Schmetterlingen.

Ihre Beobachtungen zeichnet sie detailliert auf – im wahrsten Sinn des Wortes: Denn

sie ist eine begnadete Zeichnerin und Malerin. Hervorragende Tier- und

Pflanzenbilder entstehen aus ihren Beobachtungen. Sie füllen viele Bände.

Ihre Studien führen

Maria Sibylla Merian bis nach Surinam in Südamerika. Zwei Jahre erforscht sie

mit einer ihrer beiden Töchter Schmetterlinge im tropischen Regenwald und

entdeckt dabei unbekannte Tier- und Pflanzenarten. Sie veröffentlicht ihre

Entdeckungen. Zunächst wird sie belächelt wegen ihrer Studien – damals vor

allen Dingen auch, weil sie eine Frau war. Wie sie in ihrer Zeit trotz

Gegenwind bedeutende wissenschaftliche Akzente setzt, ist außergewöhnlich. Im

Laufe der Zeit wird sie eine Berühmtheit und Vorläuferin der modernen

Insektenkunde. Viel später ziert ihr Portrait die 500-DM-Scheine.

Maria Sibylla Merian

betrachtet die Insekten nicht nur mit dem sachlichen Blick einer

Wissenschaftlerin, sondern sie schaut mit Ehrfurcht auf alle Geschöpfe, die sie

beobachtet. Ihr genaues Hinsehen hat für sie zutiefst etwas mit ihrem Glauben

zu tun.

Sprecherin: „Es ist kein

Wurm so abscheulich und so geringe in unseren Augen, der uns nicht, wenn wir

nur die gehörige Aufmercksamkeit daran wenden wollten, von der Weisheit des

großen Baumeisters Himmels und der Erden völlig überzeugete.“ (2)

Autor: In der Bibel, im Buch der Weisheit, sagt einmal jemand über

Gott:

Sprecherin: „Gott, du liebst alles, was ist, und

verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast. Du schonst aber alles, denn

es ist dein, Herr, du Liebhaber des Lebens.“

Autor: Gott ist ein Liebhaber des Lebens. Seine Geschöpfe – und

seien sie in unseren Augen noch so gering und unbedeutend – weisen auf Gott

hin. Gott hat alles Leben geschaffen. Und unser Leben hängt mit dem Überleben

der Insekten unmittelbar zusammen. Maria Sibylla Merians glaubender Blick auf

Gott und die Welt macht mich empfindsamer gegenüber der Schöpfung und all den

großen und kleinen Wundern, die in dieser Schöpfung verborgen sind. Jedes

Mitgeschöpf ist ein solches Wunder.

Es grüßt Sie Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus

Detmold.

Quellen:

(1) Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Sibylla_Merian (letzter Abruf

01.03.24) Dort als Originalquelle angegeben: Maria Sibylla Merian: Das

Insektenbuch. Metamorphosis insectorum surinamensium. Insel, Berlin 2015, ISBN 978-3-458-20012-3, S. 7.

(2) Theologie-Kalender

2022. Schöpfungsverantwortung, hg. v. Klaus Altepost, Hans-Martin Lübking, Uwe

Moggert-Seils, Verlag Agentur Altepost 2015, ISBN 978-3-982-24281-1.

(3) Weisheit

11,24a.26, Lutherbibel 2017.

Redaktion:

Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63614_WDR35240402Arends.mp3

  • 2.4.2024
  • Dietmar Arends
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