Guten Morgen,
heute ist Meckertag. Ja, Sie
hören richtig. Den gibt´s. Er ist in den USA entstanden, wo am 15. April immer
Stichtag für die Einkommenssteuerklärung ist. Er passt, auch ohne den konkreten
Anlass, gut in diese Zeiten. Denn Meckern ist gerade in – bei uns im Land und
anderswo auch. Die Liste ist lang. Klar, wenn etwas nicht gut funktioniert, ist
es wichtig, zu meckern. Damit sich die Dinge bessern und die Politik darauf
aufmerksam wird, was sich unbedingt ändern muss. Das Recht zu demonstrieren ist
ja nichts anderes, als das Recht, sich über Missstände zu beschweren. Für das,
was speziell vor der eigenen Haustür nervt, gibt es extra Meckerstunden vor
Ort, auch genannt Bürgersprechstunden. Da kann man dann seinen Ärger über
Schlaglöcher, Hundedreck auf den Bürgersteigen und zu viele Autos im
Wohnviertel loswerden. Und dann
gibts hoffentlich bald mehr Hundekotbeutel-Spender oder eine Reparatur an der
Straße oder Anwohner-Parkausweise und autofreie Zonen.
Gefährlich wird es, wenn drauflosgemeckert wird, ohne dass man die
Sachlage genau kennt. Zum Beispiel über Menschen, die vermeintlich unser
Sozialsystem ausnutzen. Geflüchtete, die – so glaubt man – zu uns kommen wegen
der Sozialleistungen; Asylsuchende, die angeblich Einheimischen die Arzttermine
wegschnappen; Menschen, die von Bürgergeld leben, weil das vermeintlich höher
ist, als wenn sie arbeiten gehen, und, und, und.
Auch hier gilt: Wenn ein Anliegen berechtigt ist, kann es benannt
werden. Dann kann oder muss die die ein oder andere Form der Unterstützung
anders geregelt werden, damit es gerechter zugeht.
Wichtig ist also zu unterscheiden: Wo ist meckern angesagt und
berechtigt und wo schwingen andere Dinge mit. Dass ich vielleicht etwas
verliere von dem, was ich mir hart erarbeiten musste.
So wichtig Meckern ist – um mir mal Luft zu machen oder auch ernsthaft
etwas zu verändern – mir ging vor einiger Zeit das Herz auf, als mir in einem
Bibelvers eine ganz andere Haltung entgegengekommen ist. Und ich dachte, wenn
man die Lage so betrachtet, lebt es sich doch viel zufriedener und der
Zusammenhalt unter all den verschiedenen Menschen in unserem Land wächst. Da
sagt ein König: „Was bin ich? Was ist mein Volk, dass wir freiwillig so viel zu
geben vermochten? Von dir (Gott) ist alles gekommen und von deiner Hand haben
wir dir´s gegeben.“ (Rev. Lutherbibel von 1984, 1. Chronik 29,14)
Ich finde, es ein Geschenk, dass wir in einem Land leben, das so viel zu
bieten hat an Wohlstand und sozialen Leistungen, dass wir davon sogar noch
abgeben können aneinander und sogar an Menschen anderswo. Kein Mensch hat es in
der Hand, wo er geboren wird und wie seine Lebensbedingungen sind. Ich bin dankbar,
dass wir uns in Deutschland ein System geschaffen haben, mit dem die Stärkeren
die Schwächeren unterstützen. Klar, auch in biblischen Zeiten haben die
Menschen oft am liebsten für den eigenen Kirchturm und die Belange unmittelbar
vor der eigenen Tür gegeben. Da musste Jesus schon ganz schön dagegen anreden.
Vieles von dem, was ich habe, ist zum Teil hart verdient. Und doch
bleibt es ein Geschenk, dass ich lebe und wie ich lebe. Das könnte mich
großzügig machen, statt engherzig und meckerig. Ein großzügiger Mensch gibt
gern, damit es allen gut geht.
Ihre Barbara Schwahn, Krefeld.
Quelle:
https://www.kuriose-feiertage.de/mecker-tag/ (letzter Abruf
10.03.24)
Redaktion: Landespfarrerin
Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63753_WDR35240415Schwahn.mp3