Wie lange? Zwei Jahre Krieg in der Ukraine

Kirche in WDR3 | 24.02.2024 | 00:00 Uhr

Autorin:

Guten

Morgen!

Im

Westen nichts Neues. So

heißt der Roman von Erich Maria Remarque. Neun

Kilometer hinter der Front, erzählt er, liegt Paul Bäumer und berichtet:

Sprecher:

„Nur

wie ein sehr fernes Gewitter hören wir das gedämpfte Brummen der Front.

Hummeln, die vorübersummen, übertönen es schon. Und rund um uns liegt die

blühende Wiese. Die zarten Rispen der Gräser wiegen sich, Kohlweißlinge taumeln

heran, sie schweben im weichen, warmen Wind des Spätsommers, wir lesen Briefe

und Zeitungen und rauchen, wir setzen die Mützen ab und legen sie neben uns,

der Wind spielt mit unsern Haaren, er spielt mit unsern Worten und Gedanken.“ (1)

Musik:

Bob Dylan: Blowing in the wind

Autorin:

Wie

lange müssen die Kanonenkugel fliegen,bevor

sie für immer verbannt sind, singt Bob Dylan?Die

Antwort weht im Wind.

Wie

lange?

Sprecher:

HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?

(Die

Bibel, Luther 2017, Psalm 13,2-3)

Autorin: Im Westen nichts Neues:

Sprecher: „Während sie noch schrieben und redeten, sahen wir

Lazarette und Sterbende; – während sie den Dienst am Staate als das Größte

bezeichneten, wußten wir bereits, daß die Todesangst stärker ist.

Wir wurden darum keine Meuterer, keine Deserteure, keine Feiglinge

– alle diese Ausdrücke waren ihnen ja so leicht zur Hand –, wir liebten unsere Heimat

genau so wie sie, und wir gingen bei jedem Angriff mutig vor; – aber wir

unterschieden jetzt, wir hatten mit einem Male sehen gelernt. Und wir sahen,

daß nichts von ihrer Welt übrigblieb. Wir waren plötzlich auf furchtbare Weise

allein; – und wir mußten allein damit fertig werden.“

Musik: Bob Dylan: Blowing in the wind

Autorin:

Wie viele Ohren muss

einer haben,bevor er Menschen weinen

hört?Wie viele Tode wird es

brauchen,bevor er weiß:Zu viele Menschen sind

gestorben.

Im

Westen nichts Neues:

Sprecher:

„Mich friert, ich mo?chte einen Schnaps trinken. Mu?ller rupft Gra?ser aus

und kaut daran. Plötzlich wirft der kleine Kropp seine Zigarette weg, trampelt

wild dar- auf herum, sieht sich um, mit einem aufgelösten und verstörten

Gesicht, und stammelt: »Verfluchte Scheiße, diese verfluchte Scheiße.«“

Autorin:

Im

Osten auch nichts Neues. Zwei Jahre Krieg in der Ukraine heute.

Sprecher:

HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen?Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? (Psalm 13,2)

Autorin:

Wie

lange?Friede

sei mit Ihnen.

(Ende WDR 4, Verabschiedung

für WDR 3 und WDR 5:)

Ihre

Pfarrerin Silke Niemeyer aus Münster.

(1) Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues, In der Fassung

der Erstausgabe mit Anhang und einem Nachwort herausgegeben von Thomas F.

Schneider, Köln 2014. Zitate auf S. 14, 17f, 22.

(2) M+T: Bob Dylan,

Blowin’ in the Wind, The Freewheelin’ Bob Dylan, Sony Music, Track 1, EAN: 5-099751-234821.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63296_WDR35240224Niemeyer.mp3

  • 24.2.2024
  • Silke Niemeyer
  • © epd-bild / Nikita Zhadan
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