Sarah Mardini ist
Profischwimmerin gewesen, aber der Krieg in Syrien zerstört ihren Traum, für
ihr Land bei Olympia zu schwimmen. 2015 flieht die damals 20-Jährige mit ihrer jüngeren
Schwester Yusra aus Syrien. Als der Motor ihres Schlauchboots versagt, springen
die Schwestern ins Meer und bringen das Boot schwimmend ans Ufer von Lesbos.
Alle Geflüchteten werden gerettet. Die Geschichte macht auf der ganzen Welt
Schlagzeilen. Die Schwestern sind berühmt.
Danach trennen
sich ihre Wege. Yusra schwimmt bei den Olympischen Spielen im Refugee-Team und
Sarah kehrt nach Lesbos zurück. Sie engagiert sich ehrenamtlich bei einer NGO, verteilt
Decken und Essen an Geflüchtete, übersetzt. Es gibt ihrem Leben einen Sinn.
„Jetzt bin ich nicht mehr die Geflüchtete, sondern die Retterin“, erzählt sie. Dann,
2018, wird sie verhaftet und des Menschenhandels beschuldigt. Ihr drohen bis zu
25 Jahre Gefängnis, weil sie im Meer vor Lesbos als Rettungsschwimmerin Geflüchteten
das Leben gerettet hat.
Es folgen dreieinhalb
Monate im griechischen Hochsicherheitsgefängnis, bis sie auf Kaution freikommt.
Solidarität ist kein Verbrechen, sagt Mardini. Bei einem ersten Prozess wird
sie nicht mal ins Land gelassen, sie sei eine nationale Bedrohung. Mardini ist
fassungslos. Selbst Kriminelle dürfen sich verteidigen und ich bin unschuldig,
sagt sie. Denn Menschen vor dem Ertrinken zu retten, könne kein Verbrechen sein.
Sie will ihre Unschuld beweisen. Seitdem warten sie und 23 andere auf eine neue
Verhandlung. Menschenschmuggel, Spionage, Bildung einer kriminellen Vereinigung
lauten die Vorwürfe. Weil man Decken verteilt? Ertrinkende rettet? Echt jetzt?
Was ist daran falsch?
Beobachter:innen
werten das Verfahren als Schauprozess. Flüchtlingshelfer:innen wie Sarah sollen
abgeschreckt und kriminalisiert werden. Der Prozess soll 2025 stattfinden.
Vielleicht. Dann wird Sarah Mardini 30 und hat sieben Jahre auf den Prozess gewartet.
Käme es tatsächlich zu einer Haftstrafe von 25 Jahren, wäre das nahezu ihr
ganzes bisheriges Leben.
Über ihre eigene Geschichte
sagt Sarah in der Doku „Gegen den Strom“: „Meine Kraft kam von meiner
Schwester. Sie repräsentierte mich und alle Geflüchteten … Ich mach weiter, bis
ich mein Ziel erreicht habe. … Ich habe mein Zuhause verloren. Ich hätte
ertrinken können. Ich war im Gefängnis. Ich wurde verletzt und musste meinen
Traum begraben. Aber mein Herz ist noch dasselbe!“
Quellen:
https://www.youtube.com/watch?v=26HEsL97iXY
https://www.amnesty.de/informieren/kultur/syrien-filmrezension-gegen-den-strom-sara-mardini
(beide zuletzt abgerufen am 11.
März 2024)
Redaktion:Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63738_WDR2240404Garbisch.mp3