Vor einiger Zeit haben wir
meine Kollegin Marie verabschiedet. Marie hat mich in ihrer Weise die Dinge zu
sehen und auszusprechen sehr beeindruckt. Obwohl wir uns immer gut verstanden
haben, war aber neben den dienstlichen Belangen leider nie Raum für privaten
Kontakt.
Als wir uns verabschieden,
sagte sie „Du kannst Dich ja mal melden. So ohne Anlass“, und lächelte dabei.
Ich muss auch lächeln. Denn: In der letzten Zeit hat Marie viele Projekte
abgeschlossen. Irgendwann saßen auch wir zu einem Übergabetermin zusammen. Dauernd
klingelte das Telefon. Und Marie sagte: „Nie ruft jemand einfach nur so an.
Ohne Anlass – noch nicht mal meine Söhne. Die melden sich auch nur, wenn sie
was wollen.“ Aus Marie sprach dabei das Bedürfnis, einfach mal nur so als
Person und ohne Funktion, ohne eine bestimmte Rolle gesehen zu werden. Das kann
ich total gut verstehen.
Ich melde mich bei meiner
Familie und meinen Freunden und Freundinnen auch nur selten so ganz ohne einen
Anlass. Ganz selten frage ich einfach nur so mal nach, wie es geht. Meistens
weiß ich ja schon, was da los ist und frage dann deshalb nach. Oder will ein
Kaffee-Date oder so vereinbaren. Dabei ist das so schön überrascht zu werden.
Heute habe ich frei und hab‘
beim Bummeln in der Stadt eine Postkarte gefunden. „Einfach so“ steht drauf.
Ich muss schmunzeln. Jetzt sitze ich in einem Café und schreibe die Karte:
„Liebe Marie. Hier kommt ein
Gruß für Dich. Einfach so. Ohne Anlass.“
Sprecherin: Jan
Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
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