Seelennetflix

Kirche in 1Live | 19.03.2024 | 00:00 Uhr

„Manchmal“, sagt Harun,

„trifft einen das Leben hart.“ „Echt jetzt. Ob’s die Liebe ist, die mal wieder

kompliziert wird, die Gesundheit nen fiesen Haken schlägt oder die Kasse so

leer ist, wie der Kühlschrank nach einer WG-Party. Das sind Momente, da brauche

ich einfach jemanden zum Reden.“

„Ja“, sag ich, „dann ruf halt

wen an.“ „Genau“ sagt Harun. „Und was machst Du, wenn niemand kann?“ „Dann halt

nicht.“, sag‘ ich. Aber Harun hat ne bessere Idee: „Wenn‘s richtig Kacke ist

und Du keinen zum Reden hast, dann kannst Du doch immer die Telefonseelsorge

anrufen.“ Davon – muss ich zugeben – hab ich noch nie gehört.

Harun erzählt begeistert

weiter: „Das ist quasi sowas wie Netflix für die Seele – nur dass es hier um

echtes Leben geht. Da sind Leute, die haben 24/7, wirklich jeden Tag des

Jahres, ein offenes Ohr. Und die reden da auch nicht drüber, es bleibt also

alles privat und geheim. Du musst noch nicht mal deinen Namen nennen. Einfach

erzählen und rauslassen, was drückt.“

„Dann ist die

Telefonseelsorge sowas wie ‚Erste Hilfe für die Seele‘“, frage ich?

„Volltreffer“, meint Harun. „Also, nicht, dass ich da jeden Tag aus Langeweile

anrufe oder so, aber ich sag Dir: `N paar Mal, da war’s schon echt übel und da

hat mir der Anruf richtig heftig geholfen. Und die Nummer hab‘ ich inzwischen abgespeichert

– für Seelennotfälle.“

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel

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  • 19.3.2024
  • Sebastian Richter
  • (Kirche im WDR)
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