Lange
Jahre waren die Werte stabil: Guter sozialer Zusammenhalt, Qualität sozialer
Beziehungen, Vertrauen in die staatlichen Institutionen, starkes
Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft. „In allen Dimensionen sind die Werte
zurückgegangen“, sagt Kai Unzicker, Leiter des Projekts „Radar
gesellschaftlicher Zusammenhalt“ der Bertelsmann Stiftung. „Die Menschen fühlen
sich weniger verbunden, das Vertrauen in die Institutionen schwindet, Netzwerke
werden kleiner.“
Driftet
die Gesellschaft in Deutschland auseinander? Sicher ist: Es gibt ein wachsendes
Bedürfnis nach Zusammenhalt. Und überall blühen Initiativen auf, die etwas
dafür tun.
So
entstehen Programme, die nach dem Motto „Sprechen & Zuhören“ Menschen zum
geregelten und respektvollen Austausch zusammenbringen.
Und
das funktioniert so: online, zwischen 30 und 150 Menschen, die nach ein paar
Lockerungsübungen in Fünfer-Gruppen über alle möglichen Themen diskutieren: Vom
Ukraine-Krieg bis zu Klima und sozialen Fragen. Jede:r hat drei Minuten
Redezeit, währenddessen sind keine Nachfragen, keine Kommentare erlaubt.
Einfach mal zuhören – und aushalten. Das funktioniert. Teilnehmende berichten:
„Danach geht es mir besser“, „Wie wohltuend, mal frei sprechen zu können“, „Nur
zuhören – berührend, dass das geht.“
An
anderer Stelle bilden sich Demokratie-Initiativen: Schon seit 2018 gibt es den
Jugendgemeinderat der Gemeinde Muldestausee, gleich um die Ecke von Bitterfeld,
der die Interessen der 1.000 Jugendlichen der Gemeinde vertritt, eigenes Budget
inklusive. Heute gibt es legale Flächen für Sprayer:innen, Kino-Abende,
Netzwerktreffen zwischen den Jugendlichen der Ortschaften, Skateanlage,
Fitness-Parcours und und und… . Junge und ältere packen gemeinsam an bei
Müllsammelaktionen oder Ferienprogrammen. Und weil es so gut läuft, ziehen
andere in der Region nach.
Für
mich heißt das: Wenn wir wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen, werden die
Krisen uns beherrschen. Wenn wir kreativ und aktiv werden, nicht.
„Gott
hat uns nicht einen Geist der Feigheit geschenkt“, schreibt der Apostel Paulus
an seinen Freund Timotheus. „Er hat uns einen Geist der Kraft, der Liebe und
der Besonnenheit gegeben.“ Und das ist der Weg aus der Krise: Zuallererst nicht
feige sein, wegducken, den Kopf in den Sand stecken.
Zuhören,
Vertrauen haben, besonnen sein. Etwas tun und sich mit anderen zusammentun. Das
kann etwas verändern.
Quelle: https://goodimpact.eu/menschen/politpop/demokratie-initiativen
Redaktion: Landespfarrer Dr.
Titus Reinmuth
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63581_WDR2240320Koehler.mp3