Guten Morgen!
Die Vorwürfe, die
gegen ihn erhoben werden, haben es in sich: Unruhestiftung, versuchte Schändung
eines Heiligtums, Anstachelung zum Aufruhr. Außerdem soll er Rädelsführer einer
verbotenen Sekte sein. Der Apostel Paulus steht in Jerusalem vor Gericht. 2000
Jahre ist das her. Ihm wird die Gelegenheit zur Verteidigung gegeben. Paulus
plädiert auf nicht schuldig. Ihm sei nichts vorzuwerfen. Er bekennt sich lediglich
dazu, Anhänger der Jesusbewegung zu sein. Diese aber stehe auf dem Boden der
Heiligen Schriften, betont Paulus. Und so setze er seine Hoffnung auf den Gott
Israels, um dann zu sagen: „Aus diesem Grund bemühe ich mich auch, immer ein
reines Gewissen zu haben – vor Gott und vor den Menschen.“ (1)
Paulus beruft
sich auf sein Gewissen. Heute, am "Internationalen Tag des Gewissens“
frage ich mich: Was ist das eigentlich – das Gewissen? Für mich ist es eine Instanz, die in mir schlummert, und die sich
immer wieder in Erinnerung bringt. Das Gewissen meldet sich besonders gern in
Momenten, wenn ich das Gefühl habe: Da habe ich einen großen Fehler gemacht.
Ich bin nicht meinem inneren Kompass gefolgt. Nicht dem, was ich eigentlich
richtig finde. Dann stellt sich ein Schuldgefühl ein oder auch Scham. Das schlechte
Gewissen kann einen plagen oder sogar beißen, wenn ich das Wort
„Gewissensbisse“ ernst nehme. Und es kann mich in Nöte führen – Gewissensnöte.
Trotzdem möchte ich mein Gewissen nicht missen. Es hat nicht immer Recht,
manchmal kämpfen auch in meinem Gewissen unterschiedliche Stimmen. Aber mein
Gewissen hilft mir, diese innere Zwiesprache zuzulassen, nochmal genauer
hinzusehen, und dann vielleicht auch Fehler einzuräumen.
Was passiert,
wenn Gewissenlosigkeit um sich greift, können wir täglich in den Nachrichten
verfolgen. Gewissenloses Handeln gefährdet das Leben auf unserer Erde und unser
Miteinander. Der heutige „Internationale Tag des Gewissens“ appelliert an jeden
Einzelnen, jede Einzelne, auf das eigene Gewissen zu achten. Und so soll dieser
Tag dem friedlichen Miteinander, der Menschlichkeit und dem Schutz unseres
Planeten dienen. Wie gut, wenn sich unser Gewissen nicht nur im Blick auf
menschliches Miteinander meldet, sondern auch im Blick auf die Bewahrung der
Schöpfung. Unsere Erde verträgt unseren Lebensstil auf Dauer nicht. Unser
Gewissen kann uns motivieren, Dinge zu verändern.
„Ich bemühe
mich, immer ein reines Gewissen zu haben“, sagt der Apostel Paulus. Das ist ein
hoher, vielleicht auch ein zu hoher Anspruch. Aber Paulus erinnert mich daran,
was nötig ist für ein gutes Gewissen: nämlich mit Gott, meinen Mitmenschen und
meiner Mitwelt in einer friedlichen Balance zu leben. Wie Paulus kann ich mich um ein gutes Gewissen
bemühen. Ich werde dabei mal mehr und mal weniger Erfolg haben. Und wie Paulus
hoffe ich, dass sich nicht an der Reinheit meines Gewissens entscheidet, wie
Gott zu mir steht.
Gott liebt mich auch dann, wenn ich kein gutes Gewissen
habe. Aber Gott traut mir zu, dass ich mit Hilfe meines Gewissens einmal
eingeschlagene Pfade auch wieder verlassen und neue, bessere Wege finden kann.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5:)
Es grüßt Sie, Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus
Detmold.
Quellen:
(1)
Apostelgeschichte 24,16 – BasisBibel.
Redaktion:
Landespfarrerin
Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63617_WDR35240405Arends.mp3